Brünn (CZ) 23.11.2014

Dem Druck Standgehalten

Es war kurz vor seinem bisher wohl wichtigsten Start. Da schossen Kunstradfahrer Michael Niedermeier von der RKB Solidarität Bruckmühl Kindheitserinnerungen durch den Kopf.

Die eigenen Anfänge in seiner Sportart und insbesondere ein prägendes Ereignis. "Ich war im Jahr 2000 als kleiner Junge bei der Weltmeisterschaft in Böblingen. Damals dachte ich, das ist unmöglich, das einmal selbst zu schaffen." Als Niedermeier dies am Sonntag erzählte, trägt er selbst das Regenbogentrikot des Weltradsportverbandes UCI. Das Unmögliche ist Realität geworden: Michael Niedermeier ist Kunstrad-Weltmeister.

Ein langer Weg liegt hinter dem Jura-Studenten. Selbstdisziplin, Willensstärke und das große Ziel haben ihn zum Erfolg geführt, beschreibt er. Selbstverständlich war es allerdings nicht, das WM-Gold zu holen, auch wenn er klarer Favorit war. Vielmehr lastete als Vize-Weltmeister von 2013, amtierender deutscher Meister und German-Masters-Gesamtsieger sowie Weltjahresbester der aktuellen Saison ein enormer Druck auf ihm. Bei der WM im tschechischen Brünn war er schließlich mit der höchsten Schwierigkeit auf Startplatz eins gesetzt.

"Ja, ich war ganz schön nervös", gab Niedermeier später zu. Wie groß die Anspannung war, konnten die rund 3000 Zuschauer nach seiner gelungenen Finalkür sehen. Jubelschrei und geballte Faust, dann schlug er die Hände vor seinem Gesicht zusammen. Nach einem schwächeren Vortrag in der Vorrunde, wo er 196 Zähler erzielte und ihm der spätere Zweite Simon Puls (Lieme) bis auf zwei Zähler auf den Leib rückte, blieb Niedermeier im Finaldurchgang fehlerfrei. Mit 202,55 Punkten hielt er Puls (187) in Schach. "Unglaublich, mehr als 200 Punkte, das kann man nicht planen", sagte der neue Champion.

Weltmeisterlich war auch sein Reflex, als er bei einer Passage mit einem Fuß das Pedal verfehlte, sich aber vor dem Sturz rettete. Nur die Reaktion der Zuschauer habe ihn da kurzzeitig aus der Konzentration gebracht. "Ich hatte den Fehler schon fast vergessen, als ich das zeitverzögerte Raunen des Publikums wahrnahm", schilderte er. Aber Handstände, fünf Drehsprünge um das Rad und der Sprung vom Sattel auf den Lenker, all das klappte perfekt. So erlebte Niedermeier etwas, was für ihn ebenso unvergesslich in Erinnerung bleiben wird, wie Böblingen 2000.

Stefan Thomé (hallenradsport.de)
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Quelle: OVB


Foto: Hubert Dandl